Back to Live in Ashgabat – 12.Tag
Nach unserer Ravioli-Meditation erwachten wir frühmorgens völlig entspannt und bereit, diesen wohl schwierigsten Grenzübertritt hinter uns zu bringen. Der Check-out in Iran würde wohl kaum Probleme bereiten, aber vom Eintritt in Turkmenistan finden sich auf dem Web von den Kollegen der Mongolei-Rally einige Müsterchen eher albtraumhafter Erfahrung. Zudem scheint deren Roadbook davon auszugehen, dass mindestens 200 – in der Realität oft auch USD 300 verlangt werden – dies im Kontrast zu den in Wikitravel genannten USD 12 für das Abstempeln des Passes. Wir waren gespannt – ja sogar etwas angespannt.
Und fuhren los zu unseren Freunden Hassan und Ali, welche – nun in Uniform – wirklich wahrhaftige Zöllner hergaben und die uns sofort und wie versprochen unser Carnet de Passage abstempelten. Danach 2Km fahren und in die Zollstation eingelaufen. dort ist aber alles verriegelt. In der grossen Eingangshalle (leer) erscheint dann wieder mal ein Zivilist, der behauptet Zöllner zu sein. Nicht schon wieder. Also haben wir ihn höflich aber korrekt darauf hingewiesen, dass sich seine Funktion für Fremde nicht zwingend aus seiner Kleidung ergeben würde und wir deshalb sicherlich nicht seine Person aber allenfalls seine Kompetenz, uns den Grenzübertritt wirklich zu ermöglich hinterfragen könnten. Daraufhin begab er sich lachend vor ein Zollbüro, streckte die Arme siegesgewiss in die Luft und bedeutete – sein Büro – er Zöllner – ok – denn viel uniformierte Alternativen gab es nicht und so absolvierten wir hinter ihm den Parcours – so in etwa wie in jeder Schweizer Wehrmann vom Materialfassen und Materialabgeben kennt – Stempel hier – Formular dort – und immer schön alles in riesigen Büchern von Hand notiert – bei jeder fünften Stelle dann auch mal in den Computer eingetippt. Aber – hier lief alles wie am Schnürchen und absolut korrekt – keiner wollte Geld – alles sauber – vermutlich hat es sich wirklich ausbezahlt, dass wir zu Ali und Hassans Freunden wurden – die haben sicherlich mit ein paar Telefonaten den reibungslosen Ablauf vorbereitet – Moscharek (oder wie immer man dies in Iranisch korrekt schreiben würde).
Nach diversen Stationen zurück ins Auto und rüber zu den Turkmenen und wir trauten unseren Augen nicht! Augenblicklich erhielten wir einen bestens ausgerüsteten Soldaten (inkl. Wasserflasche) zugeteilt, der uns durch alle Stationen begleitete – resp. ab Station vier – d.h. nach dem Pass stempeln und auf der Bank USD 22 für zwei Pässe bezahlen (ganz korrekt USD 10 fürs Stempeln und USD 2 Kommission für die Zahlung – kennen wir ja aus eigener Berufserfahrung bestens) – nur noch mich, da Fahrzeuginhaber und Passagiere getrennt wurden. Also musste ich wohl auch die Verhandlungen alleine bestreiten – nur da gab es eigentlich keine – durch diverseste Stationen hindurch wollten sie genau noch einmal Geld und zwar genau ausgewiesen mit Quittung und Eintrag in interne Buchhaltung und zwar genau USD 111 für Versicherung und Beitrag an die Benzinsubventionen sowie – man errät es – USD 2 Kommission. Weshalb ist dies so bemerkenswert – nun ohne vorgreifen zu wollen – die Dänen haben denselben Zoll einen Tag früher passiert und zwar mit demselben Wagen und dabei sogar exakt denselben Betrag bezahlt! Beeindruckend. Und immer begleitet vom Wasserflaschenbewaffneten Soldaten, damit ja nichts schief laufen konnte – super. Und so waren wir nach nur 1.5 Stunden bereits über die Grenze und rollten im Morgenlicht auf Ashgabad – die weisse Stadt zu:
Wow! Das war echt beeindruckend – mitten in die Wüste einfach mal so ein kleines Manifest, was man mit Geld alles bauen kann, wenn man sich auch die Baubewilligung etc. solbst erteilt – resp. der Staat der baut die Fäden in der Hand hat!
Und schon bald fühlten wir uns ganz wie zu Hause und ja – bei all den Prunkbauten – das hätten wir zuhause so wohl auch nur an ausgesuchten Stellen vorzuweisen.
Allerdings Zuhause war das nächste Stichwort – dem Hotel Ashgabad sind wir sozusagen in die Quere gefahren – wollten dann aber etwas zentraleres, was nicht einfach war – denn die nächsten vier Hotels waren allesamt ausgebaucht! Ausgebucht – eine neue Erfahrung für uns und das in einem Staat der eigentlich kaum Visa ausstellt! Das fünfte Hotel hatte Platz, wobei eine Zimmerbesichtigung auch schnell ergab weshalb – also weiter – nein zurück zum Hotel Ashgabad – mit Hotelparkplatz – ein alter charmanter Russenkasten – und was sehen wir da noch viel charmanteres – nein – ja – das stimmt – vom Iran her kommend ist es unmöglich zu bemerken, dass typischerweise die Hälfte der Bevölkerung weiblich ist und im muslimischen Turkmenistan auch westlich weiblich bis zu russisch weiblich (d.h. definitiv 10cm hohe Stilettos) ausschaut – macht wirklich einen Unterschied im Stadtbild aus – v.a. auch weil sehr viele Turkmeninnen – ok klingt bescheuert – also Turkmenistanerinnen ein wohl landestypisches langes Schlauchkleid in fröhlich elegant bunten Farben trugen – aber zurück zum charmant auf dem Hotelparkplatz –da war nämlich die Disco Duck! Gefunden – also nicht ganz – denn die Dänen waren nicht auf ihrem Zimmer – aber immerhin. Also schnell hübsch gemacht und ab in die Stadt – die Sucherei hatte Hunger gegeben – d.h. am besten der Nase nach – fantastisch!
Der russiche Basar mit lokalem Grillchef, der sich uns nicht entgehen liess
– keine Chance visa-vis ein Süppchen zu kriegen und auch keine Chance auf eine Kinderportion – ein Mann zwei Spiesse – geht klar
– und dazu ein Piwo – geht auch klar – ja klarer noch und so sassen wir den halben Nachmittag da, relaxten und waren froh über die so einfache Befriedigung unserer Grundbedürfnisse.
Danach ab an den Basar – noch etwas Süsses zum Dessert erstanden und halt so rumgetouristelt
und frisch gestärkt weiter zu seriösem Sightseeing nach Downtown- wo vor allem eine Lücke auffällt – richtig – Turkmenbashi gibt es nicht mehr! Also nicht nur ist dieser Vater der Turkmenen vor ca. vier Jahren gestorben – nein sein Nachfolger – ebenfalls glaubs in einer relativen monomanen Staatsform verhaftet – wollte dem Volk nicht mehr länger zumuten, den vor ihm herrschenden Diktator anzuschauen – also wird nun dessen Denkmal demontiert – vorher stand nämlich zuoberst auf dieser Plattform der Turkmenbashi – motorgetrieben und blickte so stets der Sonne entgegen! Unglaublich. Allerdings von politischen Diskussionen wird strikte abgeraten und es wäre – nach Iran – auch gefühlsmässig eine zerrissene Ausgangslage – denn zumindest vom äusseren Schein machte weder das Land noch seine Leute einen unglücklichen Eindruck – und dies obwohl das Land im Internet in der Diktaturskala in etwa auf die Stufe von Nordkorea eingeslottet wird. Für uns spürbar war nur, dass es wirklich an jeder Ecke einen Polizisten hatte und dass man vor dem Präsidentenpalast das Trottoir räumen und auf die andere Seite wechseln musste.
Aber die Gebäude waren wirklich atemberaubend – ebenso der Wind, welcher die ganze Zeit durch diese Wüstenoase blies – so stark, dass sie sogar das Dach des nationalen Teppichmuseums mit dieser Plastik beschweren mussten, weil das erste einem fliegenden Teppich gleich davongesegelt war.
Orientalische Bauten, wie man sie sich halt so vorstellt!
Ebenso scheint das Land auch technologisch auf der Höhe der Zeit zu sein – jedenfalls dann, wenn es darum geht, dem Volk politische Inhalte näher zu bringen – und sei es mittels respekterheischender fassadenfüllender Bildschirme!
Und auch in der Abenddämmerung vor dem Sonnenuntergang schaut sich dieses Städtchen nett an.
Da war eigentlich nur noch eins – die Dänen waren noch nicht aufgetaucht – weg sein konnten sie aber nicht, denn die Duck sass immer noch unten auf dem Parkplatz.
Und siehe da – als wir dann vom Warten die Geduld verloren und nochmals in die Stadt zum Znacht aufbrechen wollten, liefen wir ihnen geradewegs in die Arme – das war ein freudiges Wiedersehen, welches mit Wodka und Kuchen gefeiert werden musste. Motor für heute also definitiv off.
This entry was posted on Saturday, September 18th, 2010 at 06:36 and is filed under Uncategorized. You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed. You can leave a response, or trackback from your own site.