Der schönen Wolga entlang – 24. Tag
führte uns der Weg nach Volgograd. Durch herbstliche Landschaften, malerische Dörfer – auf Strassen welche teilweise sogar wieder das Blog-Schreiben erlaubten – herrlich.
Und wir hatten Zeit – die Tagesetappe mit 350Km eigentlich ein Ruhetag und die Dänen waren etwas vor uns – alles in Butter.
Bis wir Hunger hatten. Und in so einem Kaff anhielten – an einem typischen Truck Stop halt. Reingestürmt – fantastisch – da stand das Essen an langen Tischen schon lecker auf dem Tisch. War aber nicht für uns, sondern für ein Bankett. Aber die Hausmutter sah uns an was wir wollten – ja mehr noch – sie konnte sich einfühlen! Denn dass wir Essen wollten war mittels Gebärdensprache innert 10 Sekunden bestätigt. Trinken auch kein Problem – aber was Essen? Die Karte nur kyrillisch bot wenig Anhaltspunkte. Also mal Borschtschhhh gemurmelt – geht klar – nur war sie der Meinung, dass man damit noch nicht gegessen hätte. Als wir kurz davor waren, die Auswahl per Finger Sturzflug Verfahren vorzunehmen – lächelte sie uns dann wissend an (Russen dürfen uns schon anlachen – kein Problem) und befahl uns uns hinzusetzen. Taten wir – neben einen fröhlichen Teenagergeburtstag oder so, dies uns unser Lachen zurückgezahlt und uns ein Essen lang bekichert haben – auch egal. Irgendwann kam dann der Borschtsch – sehr gut – sogar mit Fleischeinlage – hätten wir eigentlich schon gegessen gehabt – aber wie gesagt – die Hausdame war ja der Meinung, dass uns dies nicht ausreiche. Und nun die Spannung – was käme jetzt? Nun die rundliche Russin vom Land hat alles richtig gemacht – was würden wir einem hungrigen Russen in der Schweiz vorsetzen? SchniPoSa – Schnitzel, Pommes Frites und Salat. Und genau das haben wir – in russischer Ausprägung, d.h. Schnitzel mit Pilzen und Käse überbacken, gekriegt! Fantastisch und sehr lecker – spassiba!
Danach GPS-getrieben ab nach Wolgograd – einmal über die Wolga und zurück und dann – weil’s auf dem Weg lag erstmal hin zum Kriegsdenkmal. Da wollen wir jetzt nicht allzuviele Worte darüber verlieren – weil die Symbolik hinter solchen Denkmälern oft etwas schwierig ist und wir nicht so genau wissen, wofür denn das Denkmal so ganz genau steht. Aber schweizerisch neutral dürfen wir festhalten, dass es ein sehr schönes und stimmiges Denkmal ist, an einem wunderschönen Platz gelegen.
Dies führt auch dazu, dass der Fototermin beim Kriegsdenkmal offenbar obligatorischer Pflichtteil jeder Hochzeit in dieser Stadt ist und so haben wir mindestens zehn verschiedene Bräute gesehen, die sich irgendwo im Park oder um das Denkmal herum drapiert und in Pose geworfen haben. Auch schön.
Danach haben uns dann die Dänen angefunkt und wir haben uns im Cafe vor dem Denkmal verabredet – zwar für Touristen – aber durchaus in stimmiger Atmosphäre.
Danach wurde es leider – vielleicht lag’s am Ort – etwas traurig – denn die Dänen beichteten uns ihr Heimweh, klagten über den langen Weg und dass sie halt schon die Hardcore-Rallyistas seien, welche ein Dösen im sich bewegenden Wagen einem stabilen Hotelbett vorziehen würden. Haben wir auch verstanden – ihr wisst ja – der Wind und Reisende muss man ziehen lassen. Allerdings war klar, dass wir vorher noch Daten austauschen und gebührend Abschied feiern wollten. Also Hotel gesucht – inklusive dem obligaten Suchkreis – und entgegen dem GPS, welches für einmal die Stadtmitte ca. 8Km ausserhalb beim Autobahnkreuz platzierte – und das beschilderte Lite-Hotel angelaufen. Pompöser äusserst schicker Eindruck von aussen – definitiv nicht unsere Preisklasse. Aber manchmal hat man Glück – denn das Hotel war äusserst bezahlbar – hatte sogar Wlan – und weil es bloss Doppelbetten hatte kriegten wir sogar gegen 20% Aufpreis zwei Einzelzimmer – ja das passt imagemässig schon eher für zwei Schweizer Banker!
Mit den Dänen haben wir dann ein melancholisches Abschiedsbier getrunken und sind ins Stadtzentrum gelaufen, worauf es die beiden dann plötzlich sehr eilige hatten. Verständlich bei so vielen auf Ausgang getrimmten Russinnen, einer Fülle an Cafes, Restaurants und Discos hätten wir uns auch gefürchtet – die Aufbruchpläne sofort wieder fallen zu lassen. Also gab’s ein leckeres Sushi-Abendessen, eine herzliche Umarmung, alle verdrückten tapfer die Tränchen und wir schworen uns, dass wir uns bald – sehr bald wiedersehen würden!
Die Schweizer Fraktion hat dann noch die Discosezenerie am Wolgaufer erkundschaftet – Lokalbräuche kennen gelernt – z.B. darf man Bier nur sitzend konsumieren, d.h. ohne Sitzplatz gibt’s nichts zu trinken und sind dann gemütlich zurück ins moderne, einladende Hotel spaziert.
Und mit der Verabschiedung der Dänen geht natürlich eine weitere Etappe dieser Reise zu Ende. Wir erinnern uns – ursprünglich haben wir uns ja in Dortmund mal gegenseitig kennengelernt und festgestellt, dass Europa wohl jeder selbst erfahren muss und daher den Treffpunkt in Istanbul definiert. Und so sind wir ja auch jetzt vermutlich schon wieder im europäischen Teil von Russland und damit ist auch klar, dass die Richtungsvektoren der Heimreisen abweichen werden. Trotzdem haben wir die Dänen mit ihrer jugendlichen Unbekümmertheit und auch mit ihrer erfrischenden Offenheit bei der Bereisung dieser nicht immer einfachen Länder schätzen und lieben gelernt – wir werden sie und den Rockstar-Appeal ihrer Disco Duck vermissen!
Motor on – kommt gut nach Hause!
This entry was posted on Sunday, September 26th, 2010 at 09:16 and is filed under Uncategorized. You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed. You can leave a response, or trackback from your own site.