Kampftourismus
Tatsächlich – das war ein Kampf! Grundsätzlich lernt ja jedes Kind in der Schule, dass die Turkvölker tendenziell nicht zu den Urahnen der Hippies zählen – dennoch hätten wir nie gedacht, dass wir einen derartigen Kampf mit dem Sightseeing in Istanbul hätten:
Denn erstens waren die Dänen zwar nicht mehr im Kosovo, aber auch noch nicht in der Türkei. Zweitens mussten wir das Hotel dann halt aber trotzdem verlassen – weil ausgebucht und da wir uns geschworen hatten, in Istanbul den Motor nur noch zu einem Ziel anzuwerfen – nämlich um die Stadt zu verlassen, war der Fall klar – wir müssten unser Sightseeing relativ effizient gestalten. Dass dies auch einen extremen Kampf mit den Elementen beinhaltete machte die Sache nicht motivierter: Wie immer, wenn was im Reiseführer steht, ist das Gegenteil richtig, d.h. das für Istanbul beschrieben moderat warme Wetter mit nur wenig Niederschlägen – typischerweise als 15 minütige Schauer wurde ersetzt durch einen höchst schweizerisch konkret krassen Regentag, an welchem es nur einmal goss.
Wir liessen uns – Kampftouristen halt – nicht abhalten und gingen trotzdem hin und genossen es trotzdem.
Danach aber hiess es Segel setzen und Land gewinnen oder so – denn die Dänen nahten und die wollten wir nicht irgendwo im vierdimensional komplexen Istanbuler Stadtgewirr treffen, sondern eher entlang einer relativ eindimensionalen Autobahn. Diese Vorsichtsmassnahme war übrigens keineswegs unbegründet – das Gewühl ist wirklich unbeschreiblich und die Sitten roh! So wurden wir – korrekt auf der Bremse stehend am Rotlicht einach von hinten angerumst – einfach Tock – aber Saabs sind ja als Schwedenpanzer bekannt und so stiegen wir nicht mal aus, sondern sahen zu, dass wir möglichst bald ausreichend Distanz zwischen uns legen konnten.
und natürlich – dass wir es endlich auf dem Landweg nach Asien schaffen würden – ein Meilenstein jeder Seidenstrassenreise!
and we made it – jedenfalls interpretierten wir die in der Mitte der Brücke wehende Fahne als Zwischenzielfahne:
Positiv an Bolu – abgesehen vom kultigen Namen ist auch, dass jeder jetzt gefahrene Kilometer die nachfolgenden Türkei-Transitetappen reduzieren würde – bei erwarteten ca. 2000km auch nicht zu verachten. Und so landeten wir in Bolu. Eine nette kleine Stadt – Hotel mit WLAN, sehr feiner Kebab-Imbiss nebenan – Herz was willst du mehr? Nun das Herz nicht – aber der Durst hätte gerne ein Bier. Ist aber schwieriger weil die Biervarahanasi – vermutlich Bierhalle – schaute eher cluso drein und auch sonst schien’s nirgendswo ein öffentliches Bier zu geben – Ramadan? Folglich pflanzten wir uns in einen Balkonausguck einer Teestube und tranken Tee zur Zigarre und warteten bis die Dänen kamen – motor on!
This entry was posted on Tuesday, September 7th, 2010 at 20:25 and is filed under Uncategorized. You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed. You can leave a response, or trackback from your own site.