Nur noch weg – 27. Tag
Nach einem leckeren Abendessen – geräucherte Schweinsöhrchen an Knoblauchsauce und Shrimps in einer Biermarinade sautiert – waren wir halbwegs gestärkt für diesen entscheidenden Tag! Würde es uns gelingen die restlichen 800 Kilometer “abzureissen” und die Grenzverhandlungen unter Wahrung der Contenance zu überstehen? Oder würden unsere Nerven reissen und wir per Flieger retour spediert werden? Hält der Schwedenstahl was er verspricht – oder wird er mangels Gummi weich und geht in die Knie (wusste ja schon Polo: “im Minimum en Gommi drom”)?
Also auf zur Botschaft – durch den morgendlichen Stossverkehr – gemeistert – und belohnt mit einem Stück Heimat! Und einem äusserst freundlichen und hilfsbereiten Konsularchef, welcher unsere Daten aufnimmt. Falls es Probleme gäbe, wäre die Schweiz bereit und der Ueli könnte flugs zur Generalmobilmachung schreiten – denn ihr Schweizer – wollt ihr euch so ein Debakel wie in einer akfrikanischen Gurken-Tyrannei – mitten vor den Toren Europas nochmals bieten lassen? Sicher nicht! Wir auch nicht – und so werden wir es natürlich erst mit Charme versuchen.
Und mit Fahren. Wobei wir aber wegen der widrigen Umstände dieses Land einfach boykottieren und auf Bilder verzichtet haben. Begnügt euch damit: Es gibt sie, die Ukraine. Und sie ist landschaftlich schön. Man kann sie auch bereisen – im Osten mühselig über Schlaglochpisten und ab der Grenze zur Provinz West-Ukraine komfortabel auf perfekten Strassen – voll europakompatibel – und eine Wohltat für uns und unser Auto.
Zerrissen das Land also. Zwischen West und Ost. Zwischen Europa und Russland. Oder auch zwischen den Kirchen – im Zweifelsfall halt zwei.
Modern im Westen, noch etwas zurückgeblieben im Osten (Achtung – nicht wertend zu verstehen – sondern rein deskriptiv) – Aufbruch zur Euro hier
– nachtrauern an alte Sowjetzeiten dort
und auch wir trauern. Um das Kulturspektakel in Lemberg und dem Genuss eines richtigen Restaurant-Nachtessens – denn wir müssen ja weiter. Verdammt zur Ausreise bis Mitternacht – oder es droht unser persönlicher kalte Krieg – im Niemandsland – gegen die Beamtenwillkür. Immerhin – wir haben noch eine Dose Ravioli – kalt – ein Genuss!
Und wir schaffen es! Nicht zuletzt auch – man muss auch mal loben – dank der äusserst guten Beschilderung – man glaubt es kaum – der Grenzübergang Cop ist seit Kiew angeschrieben – danke!
Wir stehen also an der Grenze an. Geordnet. Mit Laufzettel. Und rücken der Kontrolle Wagen um Wagen, Viertelstunde um Viertelstunde, näher. Und es läuft alles glatt. Höflich. Korrekt. Gross angeschlagen auch überall die Hotline-Nummer von Kiew für Probleme beim Grenzübertritt – hätten wir letztmals gebraucht – hier ist dies nicht nötig.
Danach wieder warten. Auf einer Grenzbrücke, die bei jedem durchfahrenden LKW schaukelt – uns aber nicht in den Schlaf – denn draussen sind wir ja – aber noch nicht drinnen – und glaubt es uns – ohne hier ein politisches Statement abzugeben – aber so froh waren wir noch nie, als wir dann endlich in der EU drin waren.
Und nach ca. 20 Kilometern ein Motel fanden – eincheckten – und zur Feier des Tages – nach 16 Stunden Fahrzeit (eigentlich aber weil das Restaurant geschlossen war und es kalt war) nochmals in den Saab sassen und eine Zigarre rauchten. Motor off. Wird jetzt alles gut? Motor on!
This entry was posted on Wednesday, September 29th, 2010 at 12:07 and is filed under Uncategorized. You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed. You can leave a response, or trackback from your own site.