Archive for the ‘Uncategorized’ Category
Grenzkonflikte – 11. Tag
Es gibt ja Kollegen, welche unsere Karre für grenzwertig halten. Dachten wir eigentlich nicht – aber ja mit angeknackster Antriebswelle verschieben sich die Grenzen schon etwas!
Und auch andere Grenzen sind variabel – so z.B. die zwischen Iran und Turkmenistan – variabel im Sinne von äusserst schwer zu finden – und auch wenn’s langweilig wird – ohne GPS hätten wir einige Stunden mehr gesucht – weil in der Realität sind den Strassen oft viel weniger Grenzen gesetzt auf den Karten! Da hat’s plötzlich mehr Strassen – aber vermutlich die falschen und die richtige Richtung erschliesst sich nicht, weil mal wieder mit Unter- und Überführungen gearbeitet wird und das mitten in der Nordiranischen Steppe.
Die Grenze haben wir dann aber trotzdem noch gefunden – um 18:30 – also einige Stunden später als geplant – aber immerhin – denn wenn wir das Auto nicht aus dem Iran kriegen, gibt’s ja Ärger mit der Kaution für’s Carnet de Passage.
Besser noch – wir haben die Grenze sogar durchfahren – also jedenfalls den ersten Schlagbaum – der war offen – hat aber nichts genutzt, weil dann ein Zöllner rausgerannt kam und uns aufklärte, dass die Grenze seit 16:00 geschlossen sei. Unschön – wir haben lange Gesichter gemacht und er hat uns zum Tee eingeladen in das Zollhäuschen – das Glaskabäuschen – worin es recht spartanisch war. Aber irgendwie gemütlich – wir haben Tee getrunken – mit Ali und Hassan den beiden Zöllner über Gott (nein das gerade nicht) und die Welt diskutiert und italienischen Fussball – Juventus vs. Sampdoria – 3:3 – geschaut und uns schon wieder etwas näher an Zuhause gefühlt. Nur ein Zuhause für heute hatten wir ja noch nicht – war aber nicht schlimm, weil Ali uns dann auf dem Motorrad zum einzigen Hotel in diesem Berggrenznest führte – war ganz ok – Zelten wäre arg kalt gewesen und so stärkten wir uns mit einer Büchse kalten Ravioli, Chips und hielten gezwungenermassen etwas inne.
Immerhin – etwas Gutes hatte die Verspätung auch – Ali und Hassan machten klar, dass wir jetzt ihre Freunde wären und dass es morgen beim Grenzübergang, vor dem es uns nach den Erfahrungen bei der Einreise in den Iran etwas graute – keine Probleme geben würde – sie höchstpersönlich würden unser Carnet de Passage abstempeln! Na dann motor on.
Should we stay or should we go? – 11. Tag
Das Morgenessen war zäh – ich brachte kaum einen Bissen runter – jetzt begann das, wovor wir uns immer etwas fürchteten – Kontrollverlust. Unser Auto würde die Reise in dem Zustand nicht zu Ende fahren – gut war, dass die Manschette noch ganz war – die gebrochene Bride – ein lächerlicher Defekt – aber falls das Antriebswellenlager zu heiss gelaufen war oder zuviel Dreck geschluckt hatte, so wäre dies äusserst kritisch und würde wohl eine gröbere Reparaturaktion inkl. Teile organisieren nach sich ziehen.
Mit der Hilfe der Hotelreception fanden wir dann eine passende Garage – welche allerdings erst um 09:00 öffnete – wir wurden weiter auf die Folter gespannt. Als wir dann in der Werkstatt waren – d.h. in einer Garage mit einer Grube und ein paar Werkzeugen galt es dann dem Mechaniker, welcher kein Wort Englisch verstand, das Problem zu erklären. Mit einigen Schwierigkeiten gelang dies – er baute das Rad ab und wollte danach das Lager wohl noch in die Einzelteile zerlegen – nur hierzu fehlte mir dann etwas das Vertrauen – war die Werkstatt doch relativ spärlich ausgestattet und eigentlich könnte man ja einfach das Lager reinigen, fetten und die Manschette mit einer verschraubten Bride wieder montieren – nach etwas Zeichensprache verstand er dies auch – nur Bride hatte er keine – also Kabelbinder ran, Rad drauf und motor on. Michael abgeholt und los. Im strömenden Regen – in demselben Stauverkehr wie gestern – nun aber noch mit komischen Geräuschen – hörte sich an, wie wenn die Antriebswelle bei höheren Geschwindikeiten klopfen, schlackern würde also doch defekt? Nur tun konnten wir ja rein gar nichts! Es war Sonntag – also schwierig einen Schweizer Mechaniker ran zu kriegen – ganz abgesehen davon, dass wir immer noch kein Netz hatten. Die Moral sank. Und wurde auch nicht besser, als wir nach 2h gerade mal so 60Km abgerissen hatte – da würde unsere lockere Tagesetappe von ca. 600Km plötzlich relativ anstrengend. Und in jeder Stadt beim Stadteingangskreisel dasselbe Bild – hoffnungslos ineinander verkeilte Autos – Stillstand – Positionskämpfe um Millimeter – im Regen.
Ich war dafür bereits hier die turkmenische Grenze anzusteuern – in der Hoffnung, dass dort die kleinere Strasse durch das Fehlen von Dörfern und Feiertagsverkehr schneller zu bereisen wäre. Fisherman machte auf Durchahlteoptimist und erklärte es werde nach der nächsten grösseren Stadt dann schon besser. Umnöglich – aber irendedwie klappte es trotzdem und so cruisten wir mit seltsamen Geräuschen weiter. Vorbei auch an nachdenklich stimmenden Unfällen – offenbar klappt es halt doch nicht immer mit der Iranischen Fahrweise.
Durch Baumalleen an den üblichen Picnicern vorbei
– und vorbei an einer riesigen Wildsau, welche offenbar die Pcinicreste vertilgte. Inzwischen war auch der Regen der typischen Iranischen Hitze und Sonne gewichen und mit jedem Kilometer näher an die Grenze erhellte sich auch unsere Stimmung etwas. Vor allem auch, weil die Notreparatur zu halten scheint – ähnlich dem Pabst lege ich mich bei jedem Stopp längelang auf die Erde und beäuge kritisch die Manschette – zwar ganz leicht verrutscht – aber immer noch drauf – motor on.
Run through Teheran –repeated! – 10. Tag
Um 09:00 war Mary bereits wieder parat – denn wir hatten ja noch nichts von Teheran gesehen und das konnte sie nicht zulassen! Diese Gastfreundschaft und dieses Engagement war für uns sehr beeindruckend und hat sicher geholfen, dass wir Teheran nicht nur nur als allesfressenden – verkehrsträgen Moloch in Erinnerung behalten.
Wir fuhren dann wieder hoch – zum Anwesen der letzten Königsfamilie und sahen uns dort erst einige der königlichen Autos und danach noch zwei Paläste an – sehr eindrücklich! Wenn man Geld und Land hat, lässt es sich natürlich angenehm wohnen und in Anbetracht all des Prunks vermag man durchaus zu verstehen, dass das Volk irgendwann genug von der Königsfamilie hatte.
Der Morgen verlief also äusserst angenehm und wir waren auch sehr entspannt betreffend der geplanten Etappe – ca. 500Km durch die Berge ans Kaspische Meer.
Und wie immer kommt es anders denkt man zweitens. Mittlerweile recht geübt im Navigieren mittels GPS ohne Strassen – das GPS als Richtungsanzeige benutzend – unterstützend zu allfälligen Strassenschildern fuhren wir aus Teheran heraus und gelangten auf die mittlere von ca. 4 Routen ans kaspische Meer – durch spektakuläre Bergwelt – offenbar kann man auch im Iran mit Wintersport Geld verdienen
Die Route war zwar entlang der kleinsten Strasse – aber was soll’s. Und wir wurden belohnt mit einer äusserst spektakulären Passfahrt
– eine recht unterhaltsame Hatz mit einem auf Taxi getrimmten Peugeot 405 – den Berg hoch – wobei wir ihn taktisch vorausfahren liessen und danach kurz vor der Passhöhe holten. Also kurz angehalten um die Aussicht zu bewundern und merkwürdige Geräusche im Motor bemerkt – Haube auf – Dampfwolke raus
– da kochte doch tatsächlich das Kühlwasser und dies obwohl die Anzeige noch längst im gründen Bereich lag. Allerdings war die Anzeige wohl auch auf Seehöhe geeicht und hier oben in 3375M.ü.M. liegt natürlich – Physik haben wir ja alle genossen – der Siedepunkt des Wassers etwas tiefer. Also kurz gewartet und dann weiter – beim herunterrollen in kühler Luft würde der Motor ja schnell wieder abgekühlt. Nur herunter war nicht so einfach, da auf der anderen Seite die Strasse derart schmal und die Serpentinen so eng waren, dass wir sie nur mit voll eingeschlagener Lenkung überhaupt durchfahren konnten
und dabei schlug uns dann plötzlich ein komischer Gestank entgegen – unser Auto? Unmöglich – ist ja ein Saab, der geht nicht kaputt. Auch fühlten sich die Bremsen schwammig an – aber klar – wurden auch hart beansprucht und einige Km später war nichts mehr zu bemerken – also motor on. Aber leider nicht weit – wurden wir doch äusserts abrupt und dezidiert von einer Strassensperre der iranischen Polizei gestoppt. Kaspisches Meer – ja geradeaus – aber nein – geht nicht – basta. Ohne Englisch keine Erklärung, aber die Feststellung, dass von oben herab auch nur noch Gegenverkehr kam – also retour! Das war natürlich unschön – zwei Stunden die Berge niedergekämpft und jetzt Rückmarsch nach Teheran – quer durch die ganze Stadt hindurch um danach eine der zwei östlicheren Routen zu nehmen – Sh… Ging aber nicht anders.
Auch war die Fahrerei schlicht abartig. Dass die iranischen Autombilisten weder Tod noch Teufel fürchten haben wir ja schon beschrieben. Aber was hier abging haben wir noch nie erlebt – AC/DC vermutlich schon und danach “Highway to Hell” getextet. Man stelle sich mal die Strecke von Davos nach Landquart herunter vor – und es wird zügig gefahren. Aber das reicht nicht, immer wieder einer auf der Gegenfahrbahn überholend von hinten vorbeigeschossen kommt – ok – es gibt ja auch welche die tatsächlich bloss mit 60Kmh diese Bergstrasse runtercruisen. Nut – die Überholerei hört auch in Kurven nicht auf – und es gibt ja auch – allerdings äusserst spärlichen Gegenverkehr. Aber irgendwie scheinen dies Piloten einen direkten Draht zu oben zu haben und zu wissen, dass hinter der Kurve keiner kommen kann – ansonsten würden sie wohl nicht blind hereinziehen! Und irgendwann ist man dann mental soweit – “when in Rome” – dann go to Rome – also kurz Pedal to the Metal und hinein ins Vergnügen – schliesslich wollen wir die international Beziehung ja nicht dadurch gefährden, dass wir mit sturer Rechtsfahrerei noch einen Stau verursachen.
Der kommt dann sowieso – nämlich mit der Einfahrt nach Teheran und er endete – eigentlich einige hundert Km später.
Weil es ist Feiertagrückreiseverkehr und zwar äusserst übler – also Gotthardstau an Ostern in beide Richtungen, wobei wir zum Glück in die bessere Richtung wollen – aber wieder nicht können – weil auch der zweite Weg ans kapsische Meer von der Polizei blockiert wird – haben die denn nichts besseres zu tun? Also weiter – es verbleibt noch genau eine Strasse und auf der klappt’s dann auch – allerdings im mühseligen Stop and Go Betrieb – vorbei an kilometerlangen Schlangen auf der Gegenspur und mit dem Messer zwischen den Zähnen, der Hupe im Dauerbetrieb – denn bei jedem Stau wird die ein- oder zweispurige Fahrbahn sofort auf mindestens vier Spuren erweitert. Vermutlich ist im Iran auch Glückspiel verboten und dies der Ersatz – denn es würde keinem Iraner einfallen, bei einem Stau hinter dem Vordermann zu bleiben – vielmehr wird sofort ausgeschert – notfalls auch auf den Schotterstreifen und jeder versucht auf Biegen und Brechen ein paar Plätze gutzumachen – sehr anstrengend. Infolge des gereingen Marschtempos wird es auch immer später und wir müder.
Aber ein Unglück kommt selten allein und so haben wir schon länger nichts mehr von den Dänen gehört. Dies verstehen wir dann plötzlich auch – scheint doch im Noriran das Mobilnetz abgeschaltet zu sein – wie soll man sich da denn wieder treffen? Nun umso mehr müssen wir es also an den verienbarten Treffpunkt in Bandar Gaz schaffen, nur da gibt’s leider weder Hotel noch finden wir die Dänen – also verwerfen wir die iranische Option zu campieren und fahrenin strömendem Regen noch etwas weiter nach Kordkuy. Kurz vor Mitternacht checken wir ein und das Auto durch. Motoröl = perfekt, Wasser = etwas tief – war ja zu erwarten., Getriebeöl = perfekt – also noch kurz die Lenkmanschette gefühlt – aber was ist das – dreckige Finger? Seltsam – also Taschenlampe raus und reingeschaut - übel! Bei der Kurvenhatz den Pass hoch, resp. in den engen Serpentinen bei der Abfahrt ist offenbar bei der linken Antriebswelle die Bride, welche die Gummimanschette am richtigen Ort hält gebrochen und danach lag dann das Antriebslager offen und das zur Schmierung vorgesehen Fett hat sich natürlich (wenigstens teilweise) verflüchtigt!
Wir schlafen äusserst unruhig – denn ein Defekt an der Antriebswelle ist schnell einmal irreparabel – die Mär vom alten Auto, welches man mit Schrauben und Draht zusammenschustern kann gilt halt nur begrenzt! Und genau jetzt, wo wir die Expertise der Dänen gut gebrauchen können wissen wir nicht, wo sie sind und können auch niemanden erreichen! Ein Tag der äusserst friedlich begonnen hat, endet mit grössten Fragezeichen – Motor off.
Ran an den Kebab – Teheran by Night – 9. Tag
Infolge Feiertag waren natürlich diverse Attraktionen geschlossen – immerhin aber konnte uns Mary das National Museum zeigen – mit einigen Statuen und Töpfereien, welche aufzeigten, seit wie langer Zeit diese Länder schon besiedelt und kulturell wohl auf erstaunlichem Niveau waren.
Danach weiter zum Töpfereimuseum – dies allerdings geschlossen – das Tor also offen. Freundlich den Polizisten gefragt, ob man wenigstens ein Foto machen dürfte – typische Antwort – im Zweifelsfall nein! Aber da der Museumswärter auch da war kurz rückgefragt – schliesslich ist unser Englisch ja auch nicht das Beste und No und Yes sind ja irgendwie ähnlich und tatsächlich – Fotos kein Problem – also schön posiert und das nette Bauwerk verewigt.
Danach wollte Michael den Turm erklimmen, der schon von weitem als Orientierungspunkt sichtbar ist. Mary fand die Idee gut – war selbst auch noch nie oben – also nix wie hin – was aber eher schwierig war, da es ca. drei Autobahnen gab, die in die Nähe des Turms führten – man aber genau die richtige Ausfahrt erwischen musste. Wir schafften es auch noch und genossen dann zuerst die wunderbare Dämmerstimmung von der Aussichtsterasse über der Stadt
und liessen uns danach den Turm hochliften – atemberaubend! Anhand des Lichtermeeres verstanden wir die Bemerkung eines Iraners – Teheran is going to explode! Und zwar nicht weil feindliche Mächte zu kriegerischen Mitteln und Substanzen greifen, sondern weil hier eine Gigapolis herangewachsen ist, die man kaum erfassen kann. Wir sind ja beide schon in verschiedenen Städten gewesen und ja – Mexico City ist gross und selbstverständlich ist auch Manhattan gross – aber gegen Teheran ist das irgendwie wie Feldmeilen! Diese Hektik – dieser Verkehr – diese Dimensionen – soviele Menschen – unglaublich.
Danach meldete sich dann der Hunger bemerkbar und wir brachen auf zu einem Restaurant, welches Mary von Ihrem Bruder empfohlen wurde. Kritisch daran allerdings, dass Teheran nicht nur gross ist – sondern auch steil, d.h. unser Hotel im Zetrum von Teheran war ca. 1200 M.ü.M – das Restaurant, welches wir anvisierten allerdings auch 2000 M.ü.M! Und dahin wollten alle! Also Bergau-Stau ohne Ende, was die Kupplung des armen Saba rauchen und uns warten liess – und die Strasse wurde immer enger – eigentlich mehr ein breiter Fussweg – mit deutlich mehr Fussgängern als Fahrzeugen,
wobei natürlich das Recht des Stärkeren gilt und trotzdem gefahren wird. Oben angekommen dann, werden die Fahrzeuge in drei Reihen zu viert hintereinander hingestapelt – anders wäre kein Platz dafür!
Wir genossen dann trotzdem – um 23:00 dann ein sehr feines, wohlverdientes Abendessen und bereiteten uns mental auf die mehrstündige Rückfahrt zum Hotel vor – welche dann zum Glück nur ca. 1h dauerte, wovon ich die Hälfte verschlief. Motor off.
Ran an Teheran im Iran – 9. Tag
war also unser heutiges Ziel. Vorgängig aber mussten wir noch Esfahan abfrühstücken – also erst im Hotel, dann die Stadt. Denn ein Sprichwort besagt, dass Esfahan – weil so traumhaft schön – die halbe Welt sei. Und wenn wir es jetzt bei dem halben Tag Sightseeing von Gestern bewenden lassen würden, so hätten wir ja nur noch einen halben Tag für den Rest der Welt.
Also los – aber halt – da waren Strassen gesperrt – Polizeikontrollen errichtet – und es herrschte eine unglaublich Stille. Jedenfalls bis wir zum Meidun-e … kamen – dort strömten uns tausende von Menschen entgegen, die offenbar an einem Ende Ramadan Festgottesdienst oder so ähnlich teilgenommen hatten. Wie bei uns an Weihnachen waren sodann natürlich auch sämtliche Sehenswürdigkeiten geschlossen,
so dass wir halt etwas früher als geplant unsere Zelte abbrachen, das Langschiff beluden und die Hufe in die Hand nahmen. Dies war auch nötig – denn die Hotelparkingeinfahrt erwies sich als derart steile Rampe, dass wir sie nur mit heulendem Motor und quietschenden Reifen schafften!
Die Ausfahrt aus Esfahan – GPS sei dank – äusserst simpel und danach cruisten wir ganz entspannt Teheran entgegen
und fokussierten auf die Parkplatz und Hotelsuche.
Allerdings tauchte dann wie aus dem Nichts noch der Schrein des verstorbenen Revolutionsführers Khomeini auf und da wir ja auch Touristen sind, planten wir um. Und fuhren auf einen Parkplatz, der auch einer Super-Mall in Amerika gut stände.
Am Parkticketschalter wieder mal die Frage – where are you from? Suisse – und dann hiess es also los – durch – ohne Ticket? Natürlich – einige Iraner sind nämlich Fremden gegenüber äusserst freundlich und so passiert es oft, dass wir bei Autobahnmautstellen einfach durchgewunken werden. Lästerzungen allerdings behaupten, dies sei nur, weil die Kassenwärter des Englischs nicht mächtig wären und daher keine Lust auf längere Erklärungen des richtigen Betrags hätten.
Der “Holy Shrine” war dann äusserst stimmungsvoll – besser kann man den Zwiespalt in dem das Land zu stecken scheint wohl nicht beschreiben. Denn trotz mehrjähriger Bauzeit ist das Gebäude alles andere als fertig.
Auch erinnert die Architektur eher an Disneyland oder einen arabischen Vergnügungspark denn an eine Gedenkstätte – wobei dies natürlich ein westlicher Blick ist – die iranische Kultur erfasst zu haben, möchten wir uns nicht anmassen. Irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass die Bauherrschaft nicht mit letzter Konsequenz hinter dem Projekt stünde und dass es vielleicht auch in der Bevölkerung keinen übermässigen Rückhalt haben könnte. Dies ist allerdings reine Vermutung, da wir selbstverständlich die Etikette einhielten und weder die Schweizerische Neutralität noch die Erfolge von Micheline’s Kopftuchaktion durch leichtfertigte religiös-politische Diskussionen auf’s Spiel setzen wollten. Und wie überall machen die Iraner das Beste draus und campen und picnicen munter drauf los.
Danach dann weiter – Hotelsuche. Die gestaltete sich etwas zäh, weil wir irgendwie das Hotelquartier nicht fanden und zuerst deratige Bruchbuden anliefen, dass die Nacht im Auto komfortabler gewesen wäre. Immerhin aber profitierten wir – etwas nichtwissend – extrem vom Feiertag, war der Verkehr in dieser Metropole doch noch einigermassen überschaubar.
Nach dem Einchecken im Iran Center Hotel kotaktierte Fisherman dann seine lokale Connection – Mary – welche er mal in der Schweiz bei einem Nachtessen kennengelernt hatte. Mary war zufälligerweise sogar in den Ferien in Teheran und versprach, uns in einer Stunde abzuholen. Also schnell geduscht und die besten Kleider angezogen und schon war sie da. Die Begrüssung – ein weiteres Indiz für die iranische Zwiespältigkeit – denn Mary – obwohl auch einige Jahre im Ausland lebend und durchaus westlichen Gepflogenheiten nahe, meinte – sie könne uns leider die Hand nicht geben, dies könnte zu Problemen führen. Aber weiter zum Sightseeing – dies war nämlich grandios – Motor on – allerdings für einmal nicht in unserem treuen Saab sonder im iranischen Pendant – einem Saba Saipa!
Grundbedürfnisse – 8. Tag
Die Reise von Abhar nach Esfahan begann früh – sozusagen unter Missachtung des Grundbedürfnisses nach Ausschlafen. So früh, dass wir sogar den Sonnenaufgang fotografisch festhalten können – also wirklich unchristlich früh, wobei dies hier vermutlich unpassend ist und es eher islamisch passend früh war – denn wegen Ramadan war das Frühstück ja früh einzunehmen.
Danach aber Abfahrt und es kam wie es kommen musste – Eile mit Weile! Nein – keine Polizeikontrolle – sondern ganz einfach Vergesslichkeit – dh. nach 30 Minuten Fahrt bemerkten wir, dass unsere Pässe ja noch im Hotel lagen (die Iraner sind versessen darauf die Pässe bis zum Letzten einzubehalten) – also retour und noch einmal – mit Anlauf durch die Nebenstrassen, Dörfer – malerisch, romantisch, unglaublich orientalisch – so wie es sein muss. Und so wie es schön sein könnte, wenn die Grundbedürfnisse befriedigt wären – aber da war ja der Schlaf. Dann fehlte auch der Morgenkaffee – Ramadan. Aber noch viel schlimmer war – Hochmut kommt vor dem Fall – “we change money” – wir hatten kein Geld mehr! Also ganz stimmt das nicht – genau wie beim Lyoneser Essensautomat mangelt es uns nicht an Notenbeständen in harten Währungen – aber die sind im Iran halt nicht verwertbar und Rial – tja – hatten wir noch ganze 35’000 – umgerechnet ca. 3.5 USD. Also Bedürfnis befriedigen – Geld wechseln – angeblich am besten nicht auf dem Schwarzmarkt sondern auf der Bank – klar – für uns Berufskollegen Ehrensache. Also erste Bank angesteuert – hübsche Einrichtung – offener Stil – das halbe Dorf trifft sich hier:
und mittleren Aufruhr verursacht – nein Geld wechseln unmöglich – das gehe erst in Qazvin. HHmmm aber dahin wollten wir nicht also Motor on – weiter auf Nebenstrassen quer durch Richtung Autobahn nach Esfahan. Nicht einfach. Unsere Fahrroute gemäss GPS-Tracker weist eindeutig auf einen entweder betrunkenen oder völlig desorientierten Fahrer hin – wir sind im Iran – also letzteres. Und nach dem Weg fragen ist hier auf dem Land auch etwas erschwert! Englisch wird schwierig – so schwierig dass es meist schon eine Leistung ist, das Fahrziel klar zu machen. Danach ein Schwall Gesten mit diversen Handzeichen welche wir offensichtlich noch nicht richtig zu deuten wissen – da ist schon die richtige Interpretation der Fahrrichtung Glücksache. Höflich wie wir sind – verabschiedeten wir uns dann meistens auch mit Zeichensprache also eben nicht mit dem zu einem Kreis geformten Daumen und Zeigfinger bei gleichzeitig aufgefächerten übrigen Fingern – das ist unanständig – wissen wir – sondern mit Thumbs up – international anerkannt. Allerdings ist der Iran nicht international und so mussten wir bestürzt dem Reiseführer entnehmen, dass Thumbs up im Iran gleichbedeutend mit dem gestreckten Mittelfinger ist! An dieser Stelle eine ehrliche Entschuldigung an all die, die wir unwissentlich beleidigt haben und für’s Publikum halten wir fest, dass auch Zeichensprache recht anspruchsvoll sein kann. Grundbedürfnis Kommunikation also klar unterentwickelt.
Aber weiter – wir suchen immer noch eine Bank resp. eine Wechselstube und die Sache entwickelt sich immer schlimmer: Ausnahmslos jede Bank weist unsere Wechselwünsche schroff zurück. Gleichzeitig beginnt nun auch unser Saab Grundbedürfnisse anzumelden – die Tanknadel steht Ramadan-mässig tief. Und als Krönung wird Michael in der letzten Bank entschieden bedeutet, dass a) Geldwechseln sowieso nur in Teheran und Esfahan möglich sei und dass b) jetzt dann das Äquivalent zu unseren Weihnachten gefeiert werde und damit sowieso alles drei Tage still stehe. Schöne Aussichten für unsere Grundbedürfnisse – ausser dem Schlaf werden wohl alle unzufrieden sein. Die nächste Bank steuere ich an – erfolglos – nun nicht absolut erfolglos – denn der Bankmanager – einer der unglaublich netten, hilfsbereiten, verständnisvollen Iraner nahm sich meiner an, telefonierte herum, bis er einen Wechselkollegen gefunden hatte, schrieb mir die Adresse für das Taxi auf – kurzum fädelte alles ein. Damit noch nicht genug – mir wohl misstrauend, dass ich nicht mal ein Taxi finden würde, rannte er mir hinterher – befahl kurzerhand der Banklimousine (ok – ein abgewirtschafteter Peugeot 305 ohne Klima) mich dorthin zu fahren und zusätzlich wurde ein Mitarbeiter zu meiner Eskorte abdetachiert – Private Banking Iranian Style! Nun – um Zeit zu sparen kurz mit Michael zeichengesprächelt “folge diesem Wagen” dies auch dem Fahrer bedeutet – er hat wohl verstanden – “ich werde verfolgt von diesem Wagen – häng ihn ab”. Schönrednerisch würden wir Michael ca. 50 Meter geben, bis er im Gewusel eines vierspurigen Kreisels unsere Spur schon hoffnungslos verloren hatte – zum Glück – diesem Fahrer zu folgen wäre unmöglich gewesen. Ich hab die Reise trotzdem genossen – mitten in eine Kleinstadt hinein, dort hat mich der zweite Begleiter ins Einkaufszentrum ins Untergeschoss in die Wechselstube geführt, wo ich dann die Dollares loswurde – und zwar mit Quittung und zu einem höchst akzeptablen Kurs – was auch daran lag, dass uns unser Arbeitgeber mit vorbildlich neuen, geradezu druckfrischen Greenbacks ausgestattet hatte – und bei den Iranern ist halt Dollar nicht gleich Dollar, sondern druckfrisch ungefaltet gibt einen höheren Kurs. Danach per Banktaxi wieder zurück, wohin auch Michael zum guten Glück gefunden hatte – und damit war unser wichtigstes Grundbedürfnis – nämlich Geld – nun mal gedeckt: Links eine Million – als Check – rechts eine Million in Noten – cool!
Also weiter – ausgangs der Stadt dann eine Tankstelle – allerdings mit Warteschlange – passt nicht, wenn man Zeit gut machen will, also motor on.
Problematisch nur – unsere Tankanzeige stand nun so tief, dass eigentlich schon längst die Reserveanzeige hätte zu leuchten beginnen müssen – auch hatten wir schon über 700Km auf dem Tank – dabei wussten wir doch aus den bisherigen Erfahrungen, dass bei ca. 650Km definitiv Schluss ist! Wir rätselten noch etwas herum, und wurden dann nachdenklich – wollte sich doch einfach keine Tankstelle mehr blicken lassen.
OK – wir fuhren ja auch durch eine wüstenartige Landschaft – aber gerade da hätte es ja keine Konkurrenz gegeben und wir hätten sicher getankt – war aber nicht – da ein Haufen parkierter Fahrzeuge, Werkstätten – Tank… – nein – Fata Morgana – also weiter. Prophylaktisch nicht mehr im natürlichen Geschwindigkeitsbereich sondern saft-, kraft- und freudlos mit 80-90Kmh dahinschleppend. Und um’s auf die Spitze zu treiben flug’s hinter einem Tanklastzug angehängt – weil die für LKW sehr flott unterwegs sind und weil – wenn er halten würde, könnten wir ja vielleicht… nun ganz so schlimm war’s ja eigentlich nicht – denn nachdem wir don’t panic schon intus haben, steht diesmals die Reise unter dem Motto “stay focused” und wir hatten ja immer noch eine Cherry Can (ja in dieser Situation darf man die Jerry Can glaub’s ruhig mit Cherry liebkosen) mit 20 Litern bestem Schweizer 98Oktan Superduper-Saft an Bord. Aber unser Stolz wollte es einfach nicht und der Saab wollte es auch nicht. Und so erreichten wir mit einem seit 90 Kilometern konstant leuchtenden “low on fuel” Warnlicht doch tatsächlich die nächste Stadt, an welcher für einmal die Tanke schon eingangs war.
Hingerollt und 59.70 Liter eingefüllt – neuer Rekord! Rekordverdächtig auch der Preis – umgerechnet ca. CHF 25.—: Iran – eine Autofahrertraum!
Nachdem nun alle wesentlichen Grundbedürfnisse befriedigt waren, cruisten wir ganz entspannt nach Esfahan rein – wo leider die Afrikamethode scheiterte, da niemand das anvisierte Hotel kennen wollte. Also Plan C – einfach drauflos. Das erste Hotel war dann seit Februar von einem mit USD 60 “slightly overpricten” medium range Hotel aufgestiegen zu einem USD 96 gepricten whatever Hotel und das noch ohne Garage / Parking – also weiter. Das Venus Hotel ideal gelegen, sehr schön ausschauend, wollte dann EUR 99 – lenkte aber ein, dass auch USD 99 passen würden. War uns aber immer noch etwas teuer – doch der Hotelmanager – wieder mal die extremst nette Spezies – liess nicht locker – jedenfalls das Zimmer anschauen müsste ich und er könne mir auch Discount geben – ok – also Zimmer gecheckt – wirklich sehr schön, neu. Also mal noch nach WLAN gefragt und darauf die fast vorwurfsvolle Antwort erhalten – dies sei ein nigelnagelneues Hotel! So sinngemäss, hier habe man doch noch kein WLAN nötig. OK – also – was denn unser Preis sei – nun eigentlich wäre unser Budget USD 50-60 (wir müssen ja die Versicherung wieder reinholen) aber wir möchten ihn auch nicht beleidigen – das Zimmer sei ja sicher seinen Preis wert. Also gut meinte der Manager ein Einzelzimmer wäre USD 59, da könnte er uns das Doppel zu 70 geben! Eigentlich gut – aber die Höflichkeit gebietet ja zu handeln – what about 65 – deal done! Und mit einem charmanten Lächeln beschliesst er die Verhandlungen “because I do not want you to leave this hotel – I want you to relax” – wir erinnern uns das Hotel heisst Venus Hotel – und der Manager tat wirklich alles, damit es uns in liebenswürdigster Erinnerung blieb. So wurde uns der Wagen eingeparkt Gepäck rumgetragen etc. – exzellent – können wir nur weiterempfehlen.
Nach einer Wellnessduchsche stand dann das Touristenprogramm an – auf zum Meidun-e Emam Khomeini – das ist der grösste Platz der Welt – allerding nicht in der unlimited Kategorie – dort rult der Tianmen Square in Bejing, aber in der Kategorie “enclosed”, d.h. ummauert gibt’s keinen Grösseren. Und eindrücklich ist die Anlage wirklich – denn in die Mauern ein- resp angebaut sind die Läden eines Basars und dahinter einige imposante Moscheen.
Darunter auch eine seltene Moschee ohne Minarette – dies, weil es eine Moschee für die Frauen war und weil die normale Moschee mit Minaretten nicht weit entfernt ist, wurde davon ausgegangen, dass die Frauen den Muezzin auch ohne eigenes Minarett hören würden!
Der Platz wird sodann sehr friedlich für’s rumhängen, Fussball spielen genutzt – im Innern des Basars hingegen ist’s weniger friedlich weil dort auch Motorräder rumkurven – Grundbefürfnis Fortbewegung halt…
Friedlich dafür der Small Talk mit den Ladenbesitzern – natürlich würden sie uns gerne einen Teppich oder Schmuck verkaufen – Fredy – unser Herr der Ringe – dieser wäre was für dich, lag aber ausserhalb unseres Budgets
– aber sie liessen uns auch ohne weitere Belästigung wieder ziehen. Dies ist vor allem deshalb erstaunlich, weil alle darüber klagen, dass seit einigen Jahren kaum mehr Touristen in den Iran kämen und die Geschäfte deshalb sehr schlecht liefen – die Frustration über gewisse restriktive Tendenzen war unüberhörbar…
Schade war, dass wir die ganze Atmosphäre
gerne bei einem Tee genossen hätten, diesen aber dem Ramadan opfern mussten. Also warteten wir den Sonnenuntergang ab,
rauchten danach eine Zigarrre und spazierten an den Fluss runter. Dort hat es zwei sehenswerte Brücken – die erste als ideale Einstimmung – sieht ganz nett aus – die zweite dann ist aber wirklich atemberaubend
– v.a. auch weil es in der oberen Etage keinerlei Geländer / Sicherungen hat – mutig, die Schönheit dieses Bauwerks nicht durch Absturzsicherungen zu verschandeln – geht wohl auch nur, weil der Alkohol verboten ist und die Kinder gut erzogen sind – denn ein Schritt zu weit und man würde auf die Schaulustigen unten fallen. Schon etwas gespenstisch!
Sodann herrscht überall friedliche Pic Nicerei, weil am Freitag der Ramadan zu Ende geht und Feiertag ist, so sind nun alle unterwegs – so denke ich jedenfalls. Fisherman hingegen hat sich durch’s Iranische Fernsehprogramm gezappt und sieht die Ursache eher dort – seines Erachtens gibt das Programm wenig Anlass, nicht zu pcinicen. Wir sind auch bald soweit – schon seit Stunden hungrig unterwegs auf der Suche nach was zu Essen (Grundbedürfnis!), doch ist dies gar nicht so einfach – der Reiseführer hatte Recht, dass es ausser Fast Food fast keine Restaurants gibt – aber nach einigen Kilometern finden wir trotzdem noch eins im Keller unten – passend zum Venus Hotel heisst es Honey Restaurant – serviert aber nicht nur Desserts und – damit keine falschen Vorstellungen aufkommen – es ist auch nicht die Iranische Version des Hooters – die gibt’s schlicht nicht, sondern es ist einfach ein Restaurant in welchem wir hervorragend speisen und wo wir uns endlich auch mal wieder ein Bierchen gönnen können “Ishak” Malt Beverages mit entweder Lime, Peach oder Pomegranate Geschmack – selbstverständlich bleifrei – aber trotzdem sehr lecker. Und nachdem wir bequem bereits fast alle “Do’s” aus der Wikitravel Webpage abbesichtigt haben, gehen wir beruhigt schlafen – morgen wird’s mit der Einfahrt in Teheran fahrerisch und navigationstechnisch wieder mal äusserst anspruchsvoll – motor on!
We ran through Iran – 7. Tag
Simmt natürlich nicht – das zu Fuss unterwegs sein überlassen wir anderen. Aber wir musste doch etwas Distanz gut machen – the long way rounder verpflichtet – und ja – nach Almaty und zurück ist ein langer Weg. Und da wir zwischendurch auch mal das normale Touristenprogramm durchziehen wollen, heisst es cruisen. Das geht auch ganz flott auf Iran’s exzellenten Strassen – ab der türkischen Grenze bis Täbris mit Gegenverkehr, d.h. Action – weil überholen muss man auf dieser Strecke öfter als der normale Schweizer Automobilist in seinem ganzen Leben! Und – ja – überholen ist eine Wissenschaft für sich – das Einschätzen der Situation ist überlebenswichtig: Also erst einmal – haben drei Fahrzeuge nebeneinander Platz – meist schon = go. Aber – kommen bereits zwei LKW auf der Gegenspur angeschossen, dann besser zurückschalten und abwarten – aber ja nicht zu lange sonst ist von hinten – typischerweise ein Tanklastzug bereits auf die Gegenspur vorgeschossen und blockiert einem. Noch besser geht das Überholen natürlich auf richtungsgetrennten Strassen – dort ist auch egal, ob links oder rechts.
Zurück in den Iran – wir fuhren also mit der Disco Duck im Konvoy, wobei Disco nur teilweise zutrifft – die Ente
tanzt zwar tatsächlich im Fahrtwind ganz nett herum, die Karre ansonsten ist aber eher eine Lame Duck – max. – mit Anlauf – 110-120Kmh entsprechen nicht unserem Gentlemen Racer Style. Dafür ist die Ente ein echter Hingucker – wo sie auch immer steht strömen die Menschen herbei und bewundern den Wagen und seine tollkühnen Piloten. Wir trinken dann meist im Hintergrund einen Tee und schauen dem Treiben zu.
Wobei – die Dänen nun einfach als Schwachstrompiloten abzustempeln wäre fies – waren doch sie es, die für eine Geschwindigkeitsübertretung von 5Kmh (eigentlich bei ihrem Top Speed ein Ding der Unmöglichkeit) mit USD 50.—gebüsst wurden – war wohl echt nicht ihr Tag – zuerst linkte sie der türkische Grenzmafiosi beim Geldwechseln mit einem bloss 50% zu tiefen Kurs, dann die Busse – kurzum im Iran bezahlt jeder seinen Preis – die einen kaufen Versicherungen die andern Bussen. Dass die Ente nicht auf touren kam und uns nicht folgen konnte, hatte sodann einen weiteren Grund – ja sie ist ein echter Hingucker – auch für Polizisten. Während wir bis jetzt – Holz anfassen – jeglichen persönlichen Kontakt mit der Staatsgewalt vermeiden konnten, wurden sie beinahe in jeder zweiten Polizeikontrolle rausgewunken – und glaubt uns – soviele Polizeikontrollen pro Fahrkilometer wie im Iran haben wir wirklich noch nirgends erlebt!
So wurde es dann bereits dunkel und wir waren immer noch nirgends – aber – dank der gut ausgebauten Autobahn wagten wir es dann trotzdem noch etwas Meilen zu machen und cruisten bis Abhar – dort würden sich unsere Wege dann temporär trennen – die Dänen als Seefanatiker zieht’s nordwärts zum kaspischen Tümpel uns südwärts nach Isfahan. Die Bezeichnung Tümpel ist übrigens nicht despektierlich sondern schweizerisch neutral zu verstehen – denn zum einen ist das kaspische Meer nicht wirklich tief und zum anderen streiten die Anrainerstaaten genau darüber, ob es ein See oder ein Meer ist – weshalb? Weil wenn es ein Meer wäre, dann hätte jeder Staat einen Territorialanspruch auf seine Küstenzone inkl. der Fischgründe und natürlich v.a Ölvorkommen und wenn es ein See ist, dann gehört der eben allen und es muss geteilt werden – ist wohl tatsächlich ein schwieriges Thema.
Einfacher war dafür die Hotelsuche in Abhar – ab der Autobahn ins finstere Städtchen hinein – Afrikamodus an – d.h. anhalten nach Weg zu Hotel fragen und feststellen dass die Lichterbude am Strassenrand auch ein Hotel und Restaurant ist – zudem perfekt für’s Grenzübertrittsgeschädigte Budget – Übernachtung mit Nachtessen für USD 13 – schon ok – der Standard aber natürlich auch nicht Weltklasse – insbesondere nicht im Sanitär-/ELektrobereich – hier scheinen die Kollegen eine ganz besondere Beziehung zum Strom zu haben (solche Installationen sind nämlich Lokalstandard und nicht etwas gesuchte abschreckende Beispiele)
Also Motor off – eingecheckt – Kebab mit Reis geordert – mit den Locals gechattet – das schöne am Iran ist, dass relativ viele Leute Englisch sprechen, so auch der Manager des lokalen Kinderspitals, welcher uns gleich mit Tipps über seine Region bombardierte. Danach feierten die Dänen dann noch bei einer lokalen Tanzveranstaltung ab und wir versuchten unsere Kräfte für die morgige – harmlos dreinschauende Etappe nach Esfahan zu sammeln – darf man aber nicht unterschätzen, weil einige Teilstücke über lokale Strassen führen resp. zu finden sind. Motor on!
Uran nach Iran – 7. Tag
haben wir nicht gebracht – nein nichts – aber auch gar nichts Verbotenes haben wir mehr im Gepäck, denn eine gewisse Nervosität vor diesem Grenzübertritt lässt sich nicht leugnen.
Vorher allerdings genossen wir noch ein vielleicht letztes Mal eine erholsame Nacht in einem klimatisierten Drei-Sterne-Hotel – ja das stimmt so und die roten Lampen sind halt deren Bettlampen und nicht ewa ein Indiz auf eine anderweitige Verwendung dieses ehrwürdigen Etablissements.
Nach einem kurzen Morgenessen – schweizerisches Airan – eben nicht Uran – das wäre ungesund und verboten – mit Nescafe als adäquate Stärkung für die Grenzverhandlungen im Iran brachen wir auf zum Joni Memorial Drive – Joni die Grenze überqueren wir für dich!
und erreichten nach kurzer Fahrt die Türkisch – Iranische Grenze bei Bazargan. Und schon ging auch der Bazar los – einem der Grenzmafiosi nicht schnell genug ausgewichen und schon hatten wir diese Zecke am Hals – I help you with documents – ja ganz bestimmt. Als wir dann allerdings sanft aber äusserst bestimmt unsere Pässe zurückverlangten und er einsah, dass er uns Bänklern mit Geld wechseln nicht wirklich helfen wollte – “you change money?” – “yes we change money to – come visit Switzerland – we show you – we have computers and we can change money big time!” liessen sie uns dann ziehen. Bis vor’s Gitter, dann nahm uns ein uniformierter Polizist die Pässe ab und zeigte uns wo durch klappte – ganz gut – bis wir dann im inneren des Zollgebäudes gleich von zwei iranischen Grenzschiebern attackiert wurden und weil die Sache mit dem Carnet de Passage nun wirklich etwas komplex ist, bemerkten wir’s halt etwas zu spät um sie abzuschütteln. Die verlangten paar EUR für all die Stempel und ihre Hilfe, dass wir die verlangten Ausländerbenzingutscheine nicht zum überhöhten Preis kaufen müssten, bezahlten wir dann mit USD – a) ist ein Wechselkurs von 1:1 ja nicht mehr so utopisch und b) – yes we change money! Aufgund administrativer Unsorgfalt unsererseits hatten wir sodann leider die Autoversicherungskarte nicht auch noch für den Iran, was erneut sinnlose Verhandlungen und letztlich den Abschluss einer USD 70 teuren persischen Haftpflichtversicherung nach sich zog. Muss man halt als Eintrittsgeld ins sagenumwobene Märchenland betrachten! Schick die im Zollgebäude gestapelten Tresore – was wohl darin gelagert wird (Fotografiert mit Einverständnis der daneben sitzenden Zöllnerin!)?
Danach aber rollte es sich ganz gut – raus aus dieser Zollmafia – man beachte – wir hätten keine Beschwerden gegen irgendeinen Beamten, die taten wohl alle ihren Dienst und waren auch sehr höflich – und wir cruisten Täbris entgegen. Zeitlich lagen wir mit 2h Zollverhandlungen eigentlich nicht schlecht im Rennen – zurückgeworfen werden wir aber durch die zusätzlichen 1:30h Zeitverschiebung, d.h. aktuell +2:30 zur MEZ. Die galt es nun natürlich wieder einzuholen – also motor on – get in the flow.
Distanzen – 6. Tag
Fakt ist – wir sind einige Tausend Kilometer von unserem zu Hause weg – hier z.B. der 3000er Eintrag – irgendwo in der Türkei
Distanzmässig ist das also ganz einfach – gefühlsmässig aber wird’s schwieriger denn sind wir wirklich weg?
Also gestern Abend ganz bestimmt! Zwar hatten wir im Grenzdorf zum Iran keine Chance das Spiel Schweiz –England zu schauen – mittels SMS waren wir aber trotzdem dabei – aber schon weit weg – so weit weg nämlich, dass die Leute sich offensichtlich nicht einmal für den Match Türkei – Belgien interessierten. Eigentlich nachvollziehbar, denn in dieser Ecke der Türkei lebt ja ein buntes Völkergemisch aus diversen angrenzenden Ländern / Ethnien. Ganz weit weg fühlt es sich auch an, inmitten all dieser fremden Menschen friedlich seinen Tee trinken zu können, ohne belästigt zu werden, aber auch ohne eine Chance auf einen Kontakt mit diesen Einheimischen – dazu sind wohl die Sprachbarrieren einfach zu hoch.
Weit weg waren auch die Dänen als wir gemütlich um 19:30 im Hotel eincheckten. Um präzise zu sein, so weit weg, dass wir das Sixpack Bier schon alleine getrunken hatten, bis sie sich endlich aus der Nähe meldeten. Aufgrund einer gewissen Kartengläubikeit und dem Hang zum offroaden hatten sie mal eine Abkürzung zuviel genommen und dabei auch gleich noch ihren Auspuff auf Super-V-8 getunt – klingt cool – sehr cool – hält hoffentlich durch.
Etwas weniger weit fühlen wir uns hingengen beim Abendritual – WLAN-Schlüssel bei der Reception anfordern und dann nach Hause telefonieren – also skypen – man stelle sich vor – eine mobile Videokonferenzschaltung aus Dogubay-irgendwas nach Zürich – vor 5 Jahren wohl noch schlicht Science Fiction – heute beinahe eine Selbstverständlichkeit! Mal schauen, wie das in den folgenden Ländern weitergeht.
Weiter weg sind wir hingegen vom Blog – wie gesagt und vielleicht sogar mal schon geschrieben, blockiert die Türkei offensichtlich gezielt gewisse Webpages – aus welchem Grund auch immer – vermutlich weil ein Staat auch mal zeigen muss, was er kann. Selbstverständlich können sich die Locals trotzdem mit Proxyservern etc drumherum navigieren – für uns auf Durchreise ist dies etwas zu aufwändig. Und daher freuen wir uns natürlich jetzt schon darauf all die Kommentare irgendwann gesammelt lesen zu können – können aber leider nicht aktuell darauf eingehen.
Und damit beschliessen wir auch das erste Kapitel resp. das erste echte Seidenstrassenland. Die Türkei erwies sich als überraschend abwechslungsreich und vielschichtig mit perfekten Rally-Proportionen – nicht zu gross nicht zu klein, nicht zu flach – einfach perfekt und die Weite – ja die wirkliche Weite – nicht nur Distanzmässig sondern die Weite über den von uns erfassbaren Raum hinaus, die findet man auch – jedenfalls wenn man sich bei einem Glas Tee unter dem Sternenhimmel vor Augen hält, dass die Erde mal überflutetet war und irgendwo bei diesem Berg die Arche Noah liegt.
Und mit diesem Gedanken werden wir morgen unser Langschiff startklar machen und mit dem Zündschlüssel bekunden – motor on!
Dogubayazit ist nicht Dyadin – Google Maps verwirrt
Unter erfahrenen Seidenstrassenexplorern ist diese Stadt auch als “Dog Biscuit” bekannt. Wie sie wirklich heisst wissen wir bis heute nicht – aber die Reise dahin war äusserst spektakulär.
Abfahrt – nach einer kurzen technischen Einlage bei welcher wir unseren Motor pimpten und ihn hardcore Zentralasientauglich zum Allesverwerte umfunktionierte starteten wir – leicht durchnässt – siehe oben – bei Nieselregen zu den heutigen 650 Km – ca. 9 Stunden Fahrt.
You are currently browsing the archives for the Uncategorized category.